Shmuel Kaplinski war – wie sein Vater – aktives Mitglied des „Bund“. Er arbeitete bis zum Einmarsch der Deutschen als Ingenieur bei den Wasserwerken von Vilnius. Nach der Errichtung des Ghettos und im Sommer 1942 wurde Kaplinski Vertreter des Bund im Führungsstab der Widerstandsorganisation FPO. Kaplinski leitete die Technik-Abteilung der FPO und war verantwortlich für die Beschaffung von Waffen, die er, als Kanalarbeiter getarnt, durch die Kanalisation ins Ghetto schmuggelte. Seine Kenntnisse des Kanalsystems ermöglichten es ca. 80 bis 100 FPO-Mitgliedern, unter seiner Führung am 23. September 1943, kurz vor der Liquidierung des Ghettos, zu fliehen und die Rudniki Wälder zu erreichen.

Unter dem Hauptkommando der litauischen-sowjetischen Partisanenorganisation kämpften in den Rudniki Wäldern vier jüdische Brigaden, die von Abba Kovner, Jakob Prenner, Aron Aharonovich und Shmuel Kaplinski geleitet wurden. Kaplinskis Einheit nannte sich Für den Sieg – politische Kommissarin wurde Chiena Borowska. Insgesamt umfassten die jüdischen Einheiten rund 400 Partisanen und Partisaninnen.

Alexander Bogen, ein Kampfgefährte, bezeichnete Kaplinski in seinen Erinnerungen als „einen der tapfersten Kämpfer der FPO“; Sutzkever berichtet über ihn: „die Kämpfer liebten ihren Kommandeur“ (Sutzkever 1994).

Shmuel Kaplinski und Chiena Borowska, seine spätere Frau, waren an der Befreiung von Vilnius beteiligt und lebten nach dem Krieg in Vilnius. Ihre Grabstätte befindet sich bei den Gräbern anderer Ghetto- und Partisanenkämpfer auf dem jüdischen Friedhof (Sudervės-Kelias-Straße) in Vilnius.

Literatur / Medien
Arad, Yitzhak: Ghetto in Flames. The Struggle and Destruction of the Jews in Vilna in the Holocaust, New York 1982, S. 388, 432, 455; Guzenberg, Irina: Vilnius. Sites of Jewish Memory. A Concise Guide, Vilnius 2013, S. 67, 73; Kruk, Herman: The Last Days of the Jerusalem of Lithuania. Chronicles from the Vilna Ghetto and the Camps, 1939–1944, hrsg. von Benjamin Harshav, New Haven u.a. 2002, S. 149; Margolis, Rachel: Als Partisanen in Wilna. Erinnerungen an den jüdischen Widerstand in Litauen, Frankfurt/M. 2008; Porat, Dina: The Fall of a Sparrow. The Life and Times of Abba Kovner, Stanford 2010; Sutzkever, Abraham in: Grossman, Wassili / Ehrenburg, Ilja: Das Schwarzbuch. Der Genozid an den sowjetischen Juden, Frankfurt/M. u.a. 1994, S. 509f. (Zitat S. 538)

http://www.eilatgordinlevitan.com/vilna/vilna (Zitat Bogen)
http://www.holocaustchronicle.org/staticpages/371.html
http://www.yadvashem.org/yv/en/exhibitions/vilna/during/partisans_rudniki_forest.asp
Foto: Yad Vashem, Photo Archive, Archival Signature: 3380/711, Item ID 75893