Nach der militärischen Niederlage wurde Frankreich von deutschen Truppen besetzt, zunächst nur der Norden;  ab November 1942 auch der Süden, der bis dahin vom Vichy-Regime verwaltet worden war (vgl. Besatzungszonen).

Ziele der deutschen Besatzung waren: die Ausschaltung Frankreichs als Großmacht; die Ausbeutung der Ressourcen des Landes, der Wirtschaft und der Arbeitskraft und ihre Unterordnung unter die Bedürfnisse der deutschen Kriegswirtschaft; die Deportation und Ermordung jüdischer Menschen („Endlösung der Judenfrage“); ideologische Hegemonie.

Hauptakteure waren die Wehrmacht, besonders ab 1942 die SS/SiPo-SD (Gestapo), die deutsche Botschaft und die Sauckel-Behörde. Die schmale Verwaltung war auf die Kollaboration Vichys angewiesen. Mangelwirtschaft und Hunger prägten viele Jahre, Hunderttausende junger Menschen wurden zur STO-Zwangsarbeit in deutschen Rüstungsfirmen verpflichtet, Kulturgüter insbesondere aus jüdischem Besitz wurden im großen Stil geraubt. Mit zunehmender Résistance und Verschlechterung der militärischen Lage wurden Repression politischer Gegner und Judenverfolgung verschärft (Internierung, Deportation), ab 1943/44 verübten Wehrmacht und SS im Rahmen der „Partisanenbekämpfung“ Terror gegen die Zivilbevölkerung und zahlreiche Massaker. Letztlich aber musste die deutsche Besatzung den Alliierten und der Résistance weichen.

1. Ziele der deutschen Besatzung in Frankreich
Ab Juni 1940 war Frankreich von deutschen Truppen besetzt, bis November 1942 die  nördliche Besatzungszone, danach auch die bis dahin dem Vichy-Regime unterstehende Südzone (Einzelheiten vgl. Besatzungszonen, Waffenstillstand).
Hauptziele der Besatzung waren:

  • Frankreich als politische und militärische Großmacht ausschalten, besonders die französische Flotte neutralisieren
  • den Ressourcen des Landes, die Wirtschaft und die Arbeitskräfte (vgl. STO-Zwangsarbeitsdienst) den Bedürfnissen der deutschen Kriegswirtschaft unterordnen,     
  • jüdische Menschen im Rahmen der „Endlösung der Judenfrage“ deportieren und töten
  • ideologische Hegemonie erreichen.


Die Kosten der Besatzung (Wehrmacht, Behörden etc.) wurden Frankreich auferlegt.


2. Besatzungsbehörden
Hauptakteure auf deutscher Seite waren die Wehrmacht (der Militärbefehlshaber in Frankreich), besonders ab 1942 die SS/SiPo-SD (Gestapo), die deutsche Botschaft und der Bevollmächtigte für den Arbeitseinsatz. Die deutschen Behörden strebten eine Kontrolle mit möglichst geringem Aufwand an. Das setzte die Bereitschaft zur Zusammenarbeit der Vichy-Regierung, der französischen Verwaltung und eines Teils der Bevölkerung voraus, was eine Zeitlang im Rahmen der Kollaborations-Politik zu gelingen schien. Maßnahmen wie die Geiselerschießungen, die Kriegswende (Stalingrad, Landung in Nordafrika), die Zwangsrekrutierung von hunderttausenden junger Männer für die deutsche Rüstungswirtschaft führten zu verstärktem Widerstand, zum Scheitern der Kollaboration und zu einer Radikalisierung der Besatzungspolitik mit  massenhafter Internierung und Deportation bis hin zu Terror gegen die Zivilbevölkerung und zu Massakern.

2.1 Militärbefehlshaber in Frankreich (MBF)
Der MBF war oberstes Exekutivorgan in der besetzten Zone (ohne die Norddepartements und Elsass und Lothringen). Über einen Kommandostab befehligte er die deutschen Truppen, über einen Verwaltungsstab (Leiter bis 1942: Werner Best) kontrollierte er die französischen Behörden einschließlich der Polizei, die Wirtschaft und die Ausbeutung der Ressourcen. Auch die Bekämpfung des Widerstands gehörte zu seinen Aufgaben. Er residierte im Hotel Majestic in Paris (19, Avenue Kléber). In den größeren Städten der besetzten Zone gab es Außenstellen, in der unbesetzten Zone Verbindungsstäbe. Er hatte etwa 1.200 Beamte und Offiziere unter sich. Der erste MBF war General Otto von Stülpnagel; nach seinem Rücktritt Anfang 1942 wurde sein Vetter Carl-Heinrich sein Nachfolger.

Wirtschaft
Frankreich musste die Besatzungskosten aufbringen, schon das war eine äußerst drückende Last. Sie wurde erfüllt durch Abtransport von Rohstoffen, etwa Kohle aus den nord- und ostfranzösischen Revieren, und Maschinen sowie durch die Ablieferung von Nahrungsmitteln. Das führte zu sinkendem Lebensstandard, Mangelbewirtschaftung, Rationierung von Lebensmitteln und zu Hungerrationen für einen großen Teil besonders der städtischen Bevölkerung und zu Hausfrauendemonstrationen führte (vgl. z.B. Paris 14°, Rue Daguerre; Marseille: Museum in Fontaine de Vaucluse; s. auch hier) ; teilweise halfen Résistancegruppen den Bauern, die Ablieferung zu sabotieren (vgl. Georges Guingouin). Andererseits wollte das Reich die industriellen Kapazitäten Frankreichs für die deutsche Kriegswirtschaft nutzbar machen. Die Wehrmacht schloss deshalb Verträge mit französischen Betrieben, die kriegswichtige Güter herstellten: u.a. Luftfahrt-, Waffen-, Automobil-, Kautschuk-, aber auch Bau- und Zementunternehmen (vgl. Atlantikwall); sie arbeiteten teilweise zu 100 % für die Deutschen und auch deshalb nach der Befreiung der Kollaboration mit dem Feind angeklagt und tw. verstaatlicht wurden (vgl. Épuration). Etwa 20 % der männlichen Bevölkerung war direkt oder indirekt für die Deutschen tätig. Gesteuert wurde die Wirtschaft durch nach Branchen gegliederte Comités d'organisation, die wiederum unter Aufsicht der Wirtschaftsabteilung beim MBF standen.
Literatur: Burrin, Philippe: La France à l'heuere allemande, S. 233ff.

Widerstandsbekämpfung und Judenverfolgung
Erlasse des MBF hatten Gesetzescharakter. Er erteilte den frz. Behörden auch Einzelweisungen, z.B. Anlegen der „Judenkartei“, Auftrag zu den Massenrazzien gegen ausländische Juden in Paris am 13.5. und im Dezember 1942 oder Todesstrafe für „kommunistische Betätigung“. Bei der Bekämpfung des 1941 zunehmenden Widerstands setzte er auf Geiselerschießungen, warnte aber vor „polnischen Verhältnissen“. Denn er wusste, dass der Terror gegen die Zivilbevölkerung die Kollaboration gefährdete. Als er damit bei der Wehrmachtsführung nicht durchkam, schlug er als Alternative vor, jeweils eine bestimmte Anzahl „Juden und Kommunisten … in den Osten“ zu deportieren, was auch ab März 1942 umgesetzt wurde. Im Frühjahr 1942 ging die Zuständigkeit für „Sicherheit und Ordnung“, für Widerstandsbekämpfung und Judenverfolgung auf  die SiPo/SD über (vgl. Carl Oberg). Die zunehmende Widerstandstätigkeit im Süden 1943/44 veranlasste den MBF, die Partisanen auch militärisch zu bekämpfen, wozu auch die Befehle verschärft und die Soldaten praktisch von Verfahren bei Überschreitung der Befehle freigestellt wurden (vgl. Sperrle-Erlass). Bei den Operationen in der ersten Jahreshälfte 1944 im Südwesten und der Alpenregion wurden die Wehrmachtsverbände von frz. Miliz und SiPo/SD (Gestapo)-Männern begleitet und SS-Verbände eingesetzt. Dabei begingen sie Übergriffe, Gräueltaten, summarische Erschießungen von Zivilisten, machten Jagd auf Juden und STO-Verweigerer und legten zahlreiche Dörfer in Schutt und Asche (vgl. z.B. Aktion Brehmer) – ohne den Widerstand entscheidend zu treffen oder einzudämmen. Insbesondere nach der Landung in der Normandie im Juni 1944 begingen sie Massaker, wie z.B. in Oradour-sur-Glane, Vassieux-en-Vercors, Maillé).

2.2 SiPo/SD – Gestapo
Sie war zunächst durch einen Beauftragten (Knochen) vertreten, ab Frühjahr 1942 stand an ihrer Spitze der Höhere Polizei- und SS-Führer Carl Oberg. Er war jetzt anstelle  - aber in Absprache – mit der Wehrmacht und der Deutschen Botschaft für die „Sicherheit und Ordnung“, für die Bekämpfung des Widerstands und die Judenverfolgung und die Zusammenarbeit mit der frz. Polizei zuständig. Seine Leute residierten in Paris in der Avenue Foch, das Gros der Mannschaft sowie Folterkeller befanden sich in Paris, rue de Saussaies Nr. 11. In verschiedenen frz. Städten war sie durch Kommandeure der Sicherheitspolizei (KdS) vertreten, z.B. in Angers, Bordeaux
Die polizeiliche Zusammenarbeit wurde durch das Abkommen zwischen Oberg und dem Chef der Vichy-Polizei, Bousquet, auf eine neue Basis gestellt. Entsprechend dem Wunsch Vichys, die eigene Souveränität zu wahren, agierte die frz. Polizei in eigener Verantwortung – natürlich unter Beachtung deutscher Bitten, Anregungen und Rahmenvorgaben – wie etwa der von den Deutschen angestrebten Zahl von 100.000 zu deportierenden Juden. Generalproben waren die große Vel-d’Hiv-Razzia in Paris im Juli 1942 durch frz. Polizei, ihre Bewachung in den unter frz. Leitung stehenden Lagern Drancy, Beaune-la-Rolande und Pithiviers sowie die Judenrazzien in der unbesetzten Südzone, die Deportation in die Todeslager erfolgte dann unter deutscher Verantwortung (vgl. Judenverfolgung, Kollaboration). Die Deutschen bestanden allerdings auf der Deportation auch französischer Juden, die Vichy zunächst verweigerte, was die Gestapo ab 1943 nicht beachtete, wie z.B. die Jagd auf Juden im Rahmen der „Partisanenbekämpfung“ 1944 belegt.

Bei der Widerstandsbekämpfung setzte die SiPo/SD zunehmend auf Internierung und Deportation, ohne allerdings auf Geiselerschießungen zu verzichten. Ihre Stellen wie auch die frz. Miliz arbeiteten mit Denunziationen, versuchten Résistance-Gruppen gegeneinander auszuspielen (wie in Bordeaux), praktizierten Folter und – in den letzten Tagen vor der Befreiung – Erschießungen der letzten Gefangenen (wie z.B. des Gefängnisses Montluc in Lyon durch Klaus Barbie). Bei den großen Wehrmachtsaktionen zur Partisanenbekämpfung 1944 waren – neben Angehörigen der frz. Miliz – immer ein oder mehrere SiPo/SD Leute dabei, die u.a. die Auswahl und Benennung von Geiseln/zu tötenden Personen entschieden (wie z.B. der SD-Mann Walter in Tulle). Ein besonderes Kapitel sind die – gut ausgerüsteten – Verbände der Waffen-SS. Sie agierten meist auf Anforderung der Wehrmacht, um z.B. Gebiete von Partisanen zu „säubern“. Ein abschreckendes Beispiel ist die SS-Panzerdivision „Das Reich“ unter General Lammerding, der viele Massenrazzien, wie in Figeac und Massaker zugerechnet werden, z.B. in Oradour-sur-Glane und Tulle).
Literatur: Meyer, Ahlrich: Die deutsche Besatzung in Frankreich 1940-1944, S. 34ff., 128ff.
Lieb, Peter: Konventioneller Krieg oder NS-Weltanschauungskrieg? Kriegführung und Partisanenbekämpfung in Frankreich 1943/44, München 2007, S. 284ff.

2.3 Deutsche Botschaft
Entgegen einem lange Zeit verbreiteten  Bild  war die deutsche Botschaft in Paris nicht nur der Ort glanzvoller Empfänge, Förderung der schönen Künste und des deutsch-französischen Kulturaustauschs. Sie war auch zuständig für die Zensur und Unterdrückung nicht genehmer französischer Literatur: dazu veröffentlichte die Botschaft monatlich die sog. „Liste Otto“ verbotener Schriften und Bücher. Botschafter Otto Abetz war ein Anhänger der NS-Ideologie (einschließlich deren Hegemonie in den besetzten Gebieten) und der Kollaboration. Er hatte von Hitler die Alleinzuständigkeit für alle „politischen Fragen“ im besetzten und unbesetzten Frankreich erhalten. Er befürwortete früh (1941) den „Abtransport von Juden nach dem Osten“ und bestand 1942 auf weiteren Deportationen, ausdrücklich auch „des französischen Juden …, da er im Zuge der Freimachung der europäischen Länder von dem Judentum auf alle Fälle ebenfalls verschwinden muß“ (s. Klarsfeld, Serge: Vichy-Auschwitz ..., S. 392).
Literatur: Conze u.a., Das Amt und die Vergangenheit, S. 179ff., 228ff.
 
2.4 Sauckel-Behörde – Zwangsarbeit für die deutsche Rüstungsindustrie
Parallel zu den Verhandlungen über die Kollaboration der Polizeien bei Judenverfolgung und Widerstandsbekämpfung war es den Deutschen gelungen, Vichy in die Rekrutierung zusätzlicher Arbeitskräfte für die deutsche Kriegswirtschaft einzubinden. Der als „Sklavenhändler Europas“ bekannte Generalbevollmächtigte für den Reichseinsatz, Sauckel, hatte 1942 – neben den über 1 Millionen frz. Kriegsgefangenen und etwa 100.000 frz. Zivilarbeitern zusätzlich 250.000 Arbeitskräfte verlangt. Letztlich wurden bis 1944 über 500.000 junge Männer im Rahmen des STO-Zwangsarbeitsdienstes (Service de Travail Obligatoire) in Rüstungsbetriebe in Deutschland verpflichtet. Dies traf alle Familien, trug zum massiven Ansehensverlust der Vichy-Regierung und entscheidend zum wachsenden Widerstand bei. Ein Teil der betroffenen zog es nämlich vor, bei Freunden oder Verwandten unterzutauchen oder in den Maquis zu gehen.
Literatur: Bories-Sawala, Helga: Franzosen im „Reichseinsatz“, Frankfurt/Main 1996.

Literatur/Medien
Bories-Sawala, Helga: Franzosen im „Reichseinsatz“. Deportation, Zwangsarbeit, Alltag, 3 Bände,  Frankfurt/Main 1996.
Burrin, Burrin: La France à l'heure allemande, Paris 1995.
Conze u.a., Das Amt und die Vergangenheit, München 2010.
Klarsfeld, Serge: Vichy–Auschwitz. Die Zusammenarbeit der deutschen und französischen Behörden bei der „Endlösung der Judenfrage“ in Frankreich, Nördlingen 1989.
Lieb, Peter: Konventioneller Krieg oder NS-Weltanschauungskrieg. Kriegführung und Partisanenbekämpfung in Frankreich 1943/44,  München 2007.
Meyer, Ahlrich: Die deutsche Besatzung in Frankreich 1940–1944. Widerstandsbekämpfung und Judenverfolgung, Darmstadt 2000.
Rousso, Henry: Vichy. Frankreich unter deutscher Besatzung 1940–1944, München 1999.
Dictionnaire historique de la Résistance, Paris 2006.
http://lernen-aus-der-geschichte.de/print/Lernen-und-Lehren/content/9095