Gedenken
Die Bevölkerung von Tulle versammelt sich an jedem 9. Juni am Ort der Erhängungen an der Stele für die Opfer des Nazismus (Text: „9. Juni 1944: 99 Geiseln wurden von der Division 'Das Reich' an Balkonen und Laternenmasten erhängt. 149 wurden in die Todeslager deportiert, 101 von ihnen sind nicht zurückgekehrt. Vergesst nicht!“) und geht in einem Schweigemarsch bis zu der Stelle, an der die Leichen der Erhängten auf einen Abfallhaufen geworfen wurden. Hier am Ortsausgang Richtung Brive (D 1089) erinnert die Gedenkstätte (Mémorial de Cueille, Champ des martyrs de Tulle) an die Morde der SS-Truppe, an die Hintergründe, den Ablauf und die Opfer. Eine Tafel ist den 99 Erhängten gewidmet, „Märtyrer von Tulle, Opfer der Nazibarbarei“. Auf fünf Tafeln sind die Namen der 101 in der Deportation Umgekommenen verzeichnet.
In der Stadt erinnern zahlreiche Tafeln und Stelen an weitere Opfer und Ereignisse: in der Kathedrale an den nach fünfzehnmonatiger Haft in Ludwigsburg erschossenen Pfarrer Charles Lair; ein Denkmal an den AS-Chef Brigouleix und andere Résistance-Märtyrer (neben Rue Jean Jaurès Nr. 43); eine Stele an die sechs als Geiseln aus dem Gefängnis geholten und erschossenen Widerstandskämpfer (am Ort des abgerissenen Gefängnisses, vor der Schule École Turgot, Rue de la Bride); eine Stele an die ermordeten Bahnwärter (Text: „Dem Gedenken an die 18 Franzosen, die am 7. Juni 1944 von den Deutschen viehisch erschossen wurden“; vor dem Bahnhof, rechter Flügel); eine Tafel an Jean Martial Picard, der bei den Kämpfen schwer verwundet und danach erhängt wurde (Ecke Rue des Martyrs/Rue du Docteur Valette); an den FTP-Anführer Albert Faucher eine Tafel neben der Treppe zum Gerichtsgebäude, wo er im Kampf getötet wurde (9 Quai Gabriel Péri), ein zentraler Platz wurde nach ihm benannt; eine Stele an die toten FFI-Kämpfer (auf dem Friedhof Cimetière du Puy-Saint-Clair, neben dem allgemeinen Totendenkmal; Rue de la Barusse im Westen der Stadt); eine große Tafel an die toten, gehängten und deportierten Arbeiter der Waffenfabrik MAT (am ehemaligen Verwaltungsgebäude der stillgelegten Fabrik, am Anfang der Rue du 9 Juin 1944). Ein Wegweiser der Stadt führt zu den Gedenkorten: „Tulle, résistante et martyre“, Chemin de Memoire.
Literatur/Medien
Kartheuser, Bruno: Walter, SD in Tulle. 4 Bände. Band 3: Die Erhängungen von Tulle. Der 9. Juni 1944, Neundorf 2004; Band 4: Die Erhängungen von Tulle. Ein ungesühntes Verbrechen, Neundorf 2008; ders.: Die Erhängungen von Tulle - Les pendaisons de Tulle, in: Hervé/Graf, S. 10ff.
Hervé, Florence/Graf, Martin: Oradour. Geschichte eines Massakers / Histoire d'un massacre, Köln 2014
Delarue, Jacques: Trafics et crimes sous l'occupation, 2. Aufl., Paris 1993, bes. S. 355ff., 478ff.
Fouché, Jean-Jacques/Beaubatie, Gilbert: Tulle. Nouveaux regards sur les pendaisons et les évènements de juin 1944, Paris 2008
Dictionnaire historique de la Résistance, Paris 2006, S. 163f., 633f.
Petit futé. Guide des lieux de mémoire, Paris 2005, S. 163f.; Ausgabe 2011/2012, S. 114
http://www.eu-tagung-osthofen.eu/index.php/kartheuser.html
http://www.geschichtsthemen.de/massaker_von_tulle_1944.htm
http://fr.wikipedia.org/wiki/Massacre_de_Tulle
http://www.ville-tulle.fr/sites/default/files/chemins_memoire.pdf