Pierre Semard; Quelle: maitron-fusillés-40-44

Pierre Semard wuchs im ländlichen Burgund auf, seine Eltern waren Eisenbahner. Nach dem frühen Tod des Vaters musste er die Schule verlassen und Geld verdienen. Nach verschiedenen Tätigkeiten fing er 1912 bei der Eisenbahn an, wurde bald Mitglied der Gewerkschaft, in deren Führung er 1921 gewählt wurde und war an der Gründung der „revolutionären“ CGTU beteiligt (vgl. Gewerkschaften in Frankreich).
Parallel engagierte er sich in der PCF, deren Generalsekretär er von 1921 bis 1928 war – einer Zeit interner Konflikte und einem schwierigen Verhältnis zur Internationale. Ab 1934 konzentrierte er sich wieder auf die gewerkschaftlichen Aufgaben und wurde zum Generalsekretär der Eisenbahnergewerkschaft gewählt. Er war Mitglied der Delegation, die 1936 Minister der Volksfront-Regierung um Léon Blum traf, die wichtige soziale Rechte zusagten: drei Wochen Urlaub, 40 Stunden-Woche, gewerkschaftliche Vertretung im Betrieb, Tarifverträge.
Nach dem deutsch-sowjetischen Abkommen vom 23. August 1939 („Hitler-Stalin-Pakt“) wurde er – ebenso wie andere, die den Pakt nicht verurteilten – aus der Gewerkschaft ausgeschlossen und seines Postens enthoben. Die SNCF versetzte ihn in die Provinz. Am 20. November 1939 wurde er zu drei Jahren Haft (u.a. wegen Tätigkeit für die verbotene PCF) verurteilt, die er u.a. in Bourges (Centre) verbüßte. Im März 1943 wurde er in das Gefängnis von Évreux (Normandie) verlegt, den deutschen Besatzern auf deren Verlangen als Geisel übergeben und am 7. März 1942 erschossen (vgl. dazu Geiselerschießungen in Frankreich).

Ehrungen: Seine sterblichen Überreste wurden am 7. März 1945 auf dem Friedhof Père-Lachaise in Paris beigesetzt. Zahllose Straßen und Plätze, viele Gedenktafeln an Bahnhöfen ehren ihn, z.B. in Tergnier (Aisne) und an seinem Geburtshaus in Bragny (Foto vgl. fr.wikipedia.org/wiki/Bragny-sur-Sa%C3%B4ne). Das Gewerkschafts-Erholungsheim in Ferch bei Potsdam trug seinen Namen, es wurde 1992 abgerissen.

Literatur/Medien
Wolikow, Serge et al.: Pierre Semard, Paris 2007
http://maitron-en-ligne.univ-paris1.fr/spip.php?article8625
https://fr.wikipedia.org/wiki/Pierre_Semard