Franz Stangl wurde am 26. März 1908 in Altmünster (Österreich) geboren. Seine SS-Karriere begann 1938 im „Judenreferat“ der Gestapo in Linz und führte ihn 1940 in Leitungsfunktion der „Euthanasie“-Anstalten Hartheim und Bernburg (vgl. Aktion T4). Im Rahmen der „Aktion Reinhardt“ stieg er zum Kommandanten in den deutschen Vernichtungslagern Sobibor und Treblinka (Polen) auf. Dort wurden 1942/1943 über 1 Million Juden sowie etwa 50.000 Sinti und Roma, vorwiegend aus Polen, aber z.B. auch aus Deutschland, den Niederlanden, der Slowakei, Jugoslawien und Griechenland mit giftigen Autoabgasen ermordet.
Nach Auflösung der Vernichtungslager kam er im September 1943 er mit anderen „Tötungsspezialisten“ unter Odilo Globocnik nach Triest und war Leiter der „Aktion Reinhardt“ in Udine. Als Franz Reichleitner, Leiter der „Aktion Reinhardt“ in Fiume-Susak, ebenfalls aus Linz stammend und mit einer ähnlichen SS-Karriere wie Stangl, am 3. Januar 1944 von Partisanen getötet wurde, übernahm Stangl den Posten, bis er im Sommer 1944 nach Mestre wechselte.

Mit Hilfe des Vatikans gelang ihm 1948 die Flucht aus der Haft in Linz nach Syrien, 1951 nach Südamerika. Stangl wurde 1967 von dem Sobibor-Überlebenden Stanisław Szmajzner in Brasilien aufgespürt, verhaftet und nach Deutschland ausgeliefert. Im Dezember 1970 wurde er vom Schwurgericht Düsseldorf wegen gemeinschaftlichen Mordes an mindestens 400.000 Menschen im Vernichtungslager Treblinka zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Er starb 1971 in der Haftanstalt.

Literatur/Medien
Berger, Sara: Experten der Vernichtung. Das T4-Reinhardt-Netzwerk in den Lagern Belzec, Sobibor und Treblinka, Hamburg 2013
Bildungswerk Stanisław Hantz/Forschungsstelle Ludwigsburg der Universität Stuttgart (Hg.): Fotos aus Sobibor. Die Niemann-Sammlung zu Holocaust und Nationalsozialismus, 2. Aufl., Berlin 2020
Blatt, Thomas „Toivi“: Sobibór – der vergessene Aufstand, Hamburg/Münster 2004
Gutman, Israel u.a. (Hg.): Enzyklopädie des Holocaust, Berlin 1993, S. 1396f.
Klee, Ernst: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, 3. Auflage, Frankfurt/M. 2013, S. 596
www.simon-wiesenthal-archiv.at/02_dokuzentrum/02_faelle/02_stangl.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Stangl