Die Zahl der einzelnen Retterinnen und Retter, die Jüdinnen und Juden im besetzten Litauen geschützt, versteckt und auch gerettet haben, ist angesichts der damit verbundenen Lebensgefahr erstaunlich: die israelische Gedenkstätte Yad Vashem hat bis 2016 allein 889 litauische Bürger und Bürgerinnen als „Gerechte unter den Völkern“ ausgezeichnet; nach Recherchen des Jüdischen Museums Vilnius wurden weit über 2.000 Frauen, Kinder und Männer gerettet. Für die Stadt Vilnius sollen – neben vielen hier nicht Genannten – wenige der außergewöhnlichen Retterinnen und Retter genannt werden: Ona Šimaitė, Bibliothekarin an der Universität Vilnius, die wegen ihrer solidarischen Hilfe in das KZ Dachau deportiert wurde und überlebt hat. In der Ignoto-Straße 5 erinnert an der Mauer des früheren Klosters der Benediktinerinnen eine Tafel an den Priester Juozas Stakauskas, den Lehrer Vladas Žemaitis und an die Benediktiner-Nonne Marija Mikulska, die eine ganze Gruppe von Juden unter Lebensgefahr aufnahmen und versorgten.
Drei von den tausenden in Vilnius damals stationierten Wehrmachtsangehörigen sind nach 1945 als Retter bekannt geworden: Oskar Schönbrunner, Karl Plagge aus Darmstadt und Anton Schmid aus Wien – sie waren „Retter in Uniform“, von denen es nur sehr wenige gab. Anton Schmid wurde wegen seiner Unterstützung des jüdischen Widerstands im April 1942 hingerichtet. Die litauischen Retterinnen und Retter und die drei deutschen Wehrmachtsangehörigen wurden später von der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt (Retter/innen).
Gedenken
Ona Šimaitė
An Ona Šimaitė erinnert eine Gedenktafel in einem Innenhof der Universität Vilnius (Universiteto-Straße 7).
Juozas Stakauskas, Vladas Žemaitis und Nonne Marija Mikulska
An diese „Gerechten unter den Völkern“ erinnert eine Gedenktafel an der Mauer des ehemaligen Benediktinerklosters in der Ignoto-Straße 5.
Karl Plagge
In der Subačiaus-Straße 47 und 49, zwischen den beiden Wohnblöcken, sind zwei Denkmäler den 1944 Ermordeten des früheren HKP Wohn- und Arbeitslagers gewidmet. Mehr als 200 der in diesem Lager inhaftierten Zwangsarbeitern und ihren Familienangehörigen konnte Karl Plagge, der Leiter des HKP, das Leben retten. In Darmstadt ist seit 2006 die „Major-Karl-Plagge-Kaserne“ der Bundeswehr nach ihm benannt.
Anton Schmid
Auf dem Friedhof Antakalnis (Antokol), einem Begräbnisort für berühmte Persönlichkeiten aus Kultur und Politik, wird der 1944 gefallenen sowjetischen Soldaten und der 1991 bei der Auseinandersetzung um die Unabhängigkeit getöteten Litauer gedacht. Dort erhielt Anton Schmid 2011 ein symoblisches Grab mit einem Gedenkstein, auf dem die Worte aus seinem letzten Brief an seine Familie eingraviert sind: „Ich habe nur Menschen gerettet“. 2000 wurde ihm vom Litauischen Präsidenten posthum ein Ehren-Orden verliehen. In Schleswig-Holstein wurde im Jahr 2000 eine Bundeswehr-Kaserne nach Anton Schmid benannt.
Oskar Schönbrunner
Im „Grünen Haus“ des Jüdischen Museums in der Pamenkalnio-Sraße wird an Oskar Schönbrunner erinnert.
Jan Zwartendijk und Chiune Sugihara
An die beiden Diplomaten Jan Zwartendijk und Chiune Sugihara, die bis zur Schließung ihrer Botschaften in Kaunas 1940 tausende Visa für verfolgte Juden ausgestellt und damit mehrere tausend Menschen gerettet haben, erinnern in Vilnius zwei Gedenkstätten unterhalb und rechts neben dem „Grünen Haus" des Jüdischen Museums.