Reichsgau Danzig-Westpreußen 1939-1945; Quelle: Wikipedia

Gebiet
Der Reichsgau Danzig-Westpreußen war eines der 1939 - völkerrechtswidrig - annektierten und in das Reich „eingegliederten Gebiete“. Er umfasste die polnische Woiwodschaft Großpomerellen, kleine Teile der Woiwodschaft Warschau, die – schon am 1. September 1939 „eingegliederte“ - Freie Stadt Danzig und den Regierungsbezirk Westpreußen der preußischen/deutschen Provinz Ostpreußen. Wirtschaftlich dominierten im Reichsgau Land- und Forstwirtschaft; außer den Werften in Danzig und Gdingen/Gdynia gab es kaum nennenswerte Industrie. Chef der Zivilverwaltung („Reichsstatthalter“) war der NSDAP-Gauleiter Albert Forster.

NS-“Volkstums“politik
Im Reichsgau wohnten 1939 knapp 2,3 Millionen Einwohner/innen (davon 1,5 Millionen im annektierten Gebiet, 408000 in Danzig und 3020000 in den ehemals ostpreußischen Kreisen). Im annektierten Gebiet stellten die Polen etwa zwei Drittel der Bevölkerung, in anderen Gebieten die Deutschen die Mehrheit.
Gauleiter Forster hatte sich zum Ziel gesetzt, den Reichsgau so schnell wie möglich „polen- und judenfrei“ zu melden. Die Zusammensetzung der Bevölkerung wurde aufgrund der NS-Politik stark geändert. Bis Ende 1939 hatten SS, Einsatzgruppen, Volksdeutscher Selbstschutz und Wehrmacht schon zwischen 20000 und 30000 Polen ermordet (u.a. Angehörige der polnischen Intelligenz, polnische Juden, Patienten psychiatrischer Anstalten); vgl. dazu Intelligenzaktion, Judenvernichtung (Polen), Aktion T4). Zehntausende Polen wurden bis März 1941 in das Generalgouvernement vertrieben, ihre Höfe oder Betriebe wurden enteignet und meist an deutsche „Umsiedler“ übertragen; fast 58000 Polen wurden zur Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert. Die meisten der 15000 Juden waren im Herbst 1939 vertrieben oder bereits ermordet worden; die 1800 verbliebenen, meist in Danzig wohnenden, Juden wurden in Ghettos oder Lager deportiert, nur wenige konnten emigrieren.
Die größte Bedeutung hatte die „Eindeutschung“. Anders als im benachbarten Warthegau wurden über 1 Million Einwohner/innen in die „Deutsche Volksliste“ eingetragen. Ganze Dörfer wurden so zwangsweise „eingedeutscht“. Außerdem waren 50000 „Reichsdeutsche“ eingewandert und 51000 Deutsche aus dem Baltikum umgesiedelt worden. 1942 machten die Polen weniger als ein Drittel der Bevölkerung aus.


Literatur/Medien
Kochanowski, Jerzy/Kosmala, Beate (Hg.): Deutschland, Polen und der Zweite Weltkrieg. Geschichte und Erinnerung, Potsdam/Warschau 2013, S. 430-432
https://ome-lexikon.uni-oldenburg.de/regionen/reichsgau-danzig-westpreussen/
https://de.wikipedia.org/wiki/Danzig-Westpreu%C3%9Fen