Maria Svolou während der deutschen BesatzungMaria Svolou (auch: Svolos) wurde als Maria Desypri 1892 in Athen geboren. Nach ihrer Lehrerinnenausbildung arbeitete sie im griechischen Wirtschaftsministerium, wo sie auch ihren späteren Mann, Alexandros Svolos, kennenlernte.
Maria Svolou war im Gründungskomitee und später im Vorstand der Griechischen Liga für Frauenrechte, kämpfte für die Gleichberechtigung von Mann und Frau und engagierte sich im Panhellenischen Frauenkomitee gegen Krieg und Faschismus. Während der Metaxas-Diktatur begleitete sie ihren Mann, der wegen linksliberaler Auffassungen mehrmals seinen Lehrstuhl für Verfassungsrecht an der Universität Athen verlassen musste und auf griechische Inseln verbannt wurde. Svolou selbst stand der Kommunistischen Partei Griechenlands (KKE) nahe (siehe: Frauen im griechischen Widerstand).
Mit Beginn der deutschen Besatzung Griechenlands war sie in diversen Organisationen tätig, u.a. zur Versorgung der hungernden Kinder von Athen. Zusammen mit ihrem Mann ging sie später in die durch die ELAS befreiten Gebiete, als dieser am 18. April 1944 das Amt des Vorsitzenden des Politischen Komitees der Nationalen Befreiung (PEEA) übernahm. Maria Svolou wurde bei der ersten Wahl, an der sich Griechinnen beteiligen durften, als eine von fünf Frauen in das Parlament des PEEA gewählt. Ihre politische Arbeit setzte Svolou nach Abzug der deutschen Truppen fort: Unter anderem organisierte sie zusammen mit Rosa Imvrioti im Mai 1946 in Athen die erste landesweite Frauenkonferenz, an der Delegierte der neu formierten Frauengruppen aus verschiedensten Dörfern und Städten teilnahmen und über die erschreckenden Lebensbedingungen berichteten, denen sie als EPON- oder ELAS-Unterstützerinnen oder auch als Überlebende des KZ Ravensbrück ausgesetzt waren.
1948 wurde Maria Svolou verhaftet. Ohne dass jemals Anklage erhoben wurde, verbrachte sie über ein Jahr im Athener Averoff-Gefängnis. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1956 kandidierte Svolou für die Vereinigung der Demokratischen Linken (EDA) und gehörte bis 1963 dem griechischen Parlament an.
Dort warf sie 1959 in einer Parlamentsausschuss-Debatte, bei der es um den gesetzlichen Schlussstrich unter die Strafverfolgung deutscher Kriegsverbrecher ging, die Frage auf, wie es möglich sein könne, „dass Menschen, die zu der Generation gehörten, die Furcht und Schrecken der Nazi-Besatzung erlebt haben, Tag für Tag und Stunde um Stunde, und die die Unmenschlichkeit des Eroberers in ihrer schrecklichsten Gestalt durchmachen mussten, (...) ihre Unterschrift unter dieses Gesetzeswerk gesetzt haben, zu Gunsten einer zweifelhaften Freundschaft zu einem Land, das uns keine Gewähr für seine freundschaftlichen Gefühle bietet, und die nicht begriffen haben, dass sie durch ihre Unterschrift unsere nationale Ehre in den Schmutz ziehen“ (zit. nach Rondholz, S. 34).
Maria Svolou starb am 3. Juni 1976.

Literatur / Medien:
Bolz, Rüdiger / Pavlidou, Theodosia-Soula (Hg.): Lösch nie die Spuren... Die Rolle der Frauen im deutschen und griechischen Widerstand gegen Nationalsozialismus und deutsche Okkupation, Thessaloniki 1999 (mit der historischen Aufnahme von Maria Svolou); Haan, Francisca de/ Daskalova, Krassimira/ Loutfi, Anna (Hg.): A Biographical Dictionary of Women's Movements and Feminism, Budapest 2006, S. 552-557; Hart, Janet: New Voices in the Nation - Women and the Greek Resistance 1941-1964, New York 1996, S. 32ff.; Rondholz, Eberhard: Blutspur in Hellas - Die lange verdrängten deutschen Kriegsverbrechen im besetzten Griechenland 1941-1944, in: Blume, H.-D./ Lienau, C. (Hg): Choregia, Münstersche Griechenland-Studien 10, Münster 2012 (www.labournet.de/wp-content/uploads/2014/03/rondholz.pdf);