Einführung

Die Hauptstadt Italiens wurde nach der Flucht der Regierung Badoglio am 8. September 1943 bis zur Befreiung am 4. Juni 1944 zu einem zentralen Ort des deutschen Besatzungsterrors und des italienischen Widerstandes. Der Gedenkort für das Massaker in den Ardeatinischen Höhlen vom 24. März 1944, dem 335 Geiseln zum Opfer fielen, wurde zu einem weltweit bekannten Mahnmal, das an die Verbrechen der deutschen Okkupation Italiens erinnert.

Fosse Ardeatine - Eingang und MausoleumAm 8. September 1943 floh König Vittorio Emanuele III. mit seiner Regierung (Ministerpräsident: Marschall Pietro Badoglio) aus Italiens Hauptstadt in das von den alliierten Truppen bereits befreite Süditalien, nachdem der Waffenstillstand zwischen den Alliierten und Italien verkündet worden war. Nach zweitägigen Kämpfen in den südwestlichen Vororten und an der Porta San Paolo marschierten die deutschen Truppen in Rom ein und wurden von einem Tag zum anderen vom befreundeten Waffenpartner zum feindlichen Besatzer. Offiziell zur „offenen Stadt“ erklärt, war Rom ab Mitte September vollständig besetzt; sein Hauptquartier installierte der Stadtkommandant von Rom in der Via Veneto. Sofort gab es politischen und bewaffneten Widerstand gegen die Deutschen und ihre italienischen faschistischen Kollaborateure. Zahlreiche politische Strömungen, von Kommunisten bis zu Christdemokraten, schlossen sich bereits am 9. September im CLN, im Komitee der nationalen Befreiung, zusammen. Tausende von Fahnenflüchtigen und Antifaschisten wurden versteckt. Eine der ersten Großaktionen der deutschen Besatzer war im Oktober 1943 Via Tasso - Museo storico della Liberazione di Romadie Deportation von über 1.000 Menschen aus dem ehemaligen jüdischen Ghetto nach Auschwitz. Im Laufe der Besatzungsmonate wurden weitere tausend Personen aus der jüdischen Gemeinde zur Vernichtung und andere Tausende von Römern und Römerinnen vom Bahnhof Tiburtina zur Zwangsarbeit ins deutsche Reichsgebiet deportiert. Eine der Schaltzentralen war dabei das Präsidium der Sicherheitspolizei (SiPo) und der SS in der Via Tasso, in dem heute das historische Museum der Befreiung Roms untergebracht ist. Die Bevölkerung Roms war überwiegend nicht kollaborierend, was auch am Boykott der Aufrufe zum Arbeitseinsatz ablesbar ist, und die Gewalt der Deutschen provozierte Widerstand: Es kam zu zahlreichen Guerillaaktionen der GAP, die den deutschen Besatzern erheblichen Schaden zufügten; ihr folgenschwerstes Attentat fand in der Via Rasella statt. Danach kam es in Rom erstmalig zu einer Geiselerschießung. Es handelt sich um eines der schlimmsten Kriegsverbrechen auf italienischem Boden, der Tötung von 335 Römern in den Ardeatinischen Höhlen. Bis zum 3. Juni 1944 wurden Mitglieder des antifaschistischen Widerstands im Forte Bravetta hingerichtet. Und noch am 4. Juni 1944, als Rom nach neun Monaten Besatzung durch Truppen der 5. Armee unter General Clark befreit wurde, verübten nach Norden abziehende deutsche Truppen bei La Storta ihr letztes Verbrechen.   

Stolpersteine in der Via Madonna dei Monti 82Gedenken
Neben den zentralen Gedenkorten, dem Museo Storico della Liberazione in der Via Tasso und den Ardeantinischen Höhlen, wird an vielen Stellen, an Hauswänden und auch auf den Trottoirs, ermordeter und deportierter politischer Gegner des Besatzungsregimes gedacht. In Rom erfolgte Ende Januar 2010 die erste Stolperstein-Verlegung Italiens; seither wurden allein in der italienischen Hauptstadt in Zusammenarbeit von Jüdischer Gemeinde, ANED (Associazione Nazionale ex Deportati) und ANEI (Associazione nazionale ex internati) über 250 Stolpersteine verlegt (Stand: 2017).

Gedenkorte in Rom:

Ardeatinische Höhlen
Bahnhof Tiburtina
Cimitero del Verano
Forte Bravetta
Ghetto
La Storta
Ponte dell'Industria
Ponte Milvio
Porta San Paolo
Prati
Quadraro
Trastevere
Via Rasella
Via Tasso
Via Veneto

Museum zur Geschichte der Militärinternierten (IMI)Einrichtungen:
Museo storico della Liberazione di Roma, Via Tasso 145/155, Tel: +39 06 700 38 66, [email protected], www.viatasso.eu;
Casa della Memoria e della Storia, Via San Francesco di Sales 5, Rom Trastevere, Tel: +39 06 6876543, casamemoria.wordpress.com;
Centro di Cultura Ebraica della Comunità Ebraica di Roma, Via Arco de' Tolomei, 1 00153 Roma, www.romaebraica.it/centro-di-cultura-ebraica;
Fondazione Museo della Shoah, Via Florida 24, 00186 Rom, Tel: +39 06 99700929, [email protected], www.museodellashoah.it; Es existiert ein Vorhaben zum Bau eines Museo della Shoah in der Parkanlage Villa Torlonia (www.zeit.de/kultur/2011-01/shoah-museum-rom).
„Vite di Internati Militari Italiani - Percorsi dal fronte di guerra ai lager tedeschi 1943-1945", Dauerausstellung zu Italienischen Militärinternierten (IMI), Via Labicana 15/A, Tel: +39 067004253, [email protected], www.anrp.it/mostra. Öffnungszeiten: Dienstag, Mittwoch, Donnerstag von 10:00 - 13:00 Uhr, Mittwochs auch von 15.00 - 17.00 Uhr.

Literatur / Medien:
Amedeo Osti Guerrazzi, Anthony Majanlahti: Roma occupata 1943 – 1944, Mailand 2012; Robert Katz: Rom 1943–1944: Besatzer, Befreier, Partisanen und der Papst, Essen 2006; Klinkhammer, Lutz: Zwischen Bündnis und Besatzung: Das nationalsozialistische Deutschland und die Republik von Saló 1943–1945. Tübingen 1993; Steffen Prauser: Mord in Rom - Der Anschlag in der Via Rasella und die deutsche Vergeltung in den Fosse Ardeatine im März 1944, In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 50, 2002; Friedländer, Saul: Die Jahre der Vernichtung. Das Dritte Reich und die Juden 1939–1945, München 2006; Giuseppe Mogavero, "I muri ricordano", Bolsena 2002; Casa della Memoria e della Storia (Hg): La Resistenza a Roma (1943-1944). Militari, partigiani e civili, Bd. 2 der Reihe "Racconta la Tua Storia", Genova 2011; 194.242.233.149/ortdb/Gentile-ItinerareLazio.pdf (Online-Publikation des Deutschen Historischen Instituts, Rom); de.wikipedia.org/wiki/Ardeatinische_Höhlen; de.wikipedia.org/wiki/Rom,_offene_Stadt (Film von Roberto Rossellini von 1945); it.wikipedia.org/wiki/Resistenza_romana; it.wikipedia.org/wiki/Via_Tasso; www.focusonisrael.org/2008/10/16/16-ottobre-1943-la-deportazione-degli-ebrei-di-roma; www.anpiroma.org; www.museodellashoah.it; www.resistenza.eu/rom-befreiung-von-den-nazis